Den Begriff „Digitale Obsoleszenz“ finden Sie wahrscheinlich nicht sofort im Lexikon und bisher auch noch recht selten im Internet. Ich finde den Begriff sehr passend für folgendes Phänomen: Ist das Gerät Kaputt? – Nein! – Funktioniert es? – Nein! – Warum? – Es darf nicht mehr funktionieren!
Technisch sind die Geräte noch intakt, aber der Hersteller hat jetzt neue Produkte auf dem Markt und will die verkaufen. Früher gab es die Geschichten von Plastiklagern in Waschmaschinen, die bis kurz nach Garantieende halten oder Schalter, die nur eine gewisse Anzahl von Bedienungen überleben. Heute sind die meisten Geräte „smart“ und damit abhängig von Updates und Servern. Werden diese eingestellt oder abgeschalten, dann sind die Geräte eben „obsolet“ – nicht mehr verwendbar.
Ein Beispiel sind Smartphones. Die Bauteile sind nahezu identisch und auf den meisten läuft die Android-Software von Google. Trotzdem geben manche Hersteller nur 2-4 Jahre Unterstützung (viele Modelle von Samsung, Xiaomi, Oppo, …). Google verspricht für die Pixel-Reihe bis zu 7 Jahre. Ganz weit vorm sind aktuell die Macher von „Shift“ aus Hessen. Für das aktuelle „Lovephone“, Shift8, versprechen sie Updates bis mindestens 2036, also 11 Jahre!
Digitale Obszoleszens macht übrigens nicht bei Computern und Handys halt. Rasenmäherroboter, smarte Zahnbürsten, Staubsauger, Alarmanlagen und auch E-Bikes sind nur ein paar Beispiele von Geräten, die ich 2025 schon verabschieden musste.

Maik Sandmüller, Fachinformatiker und Sachverständiger für Datenschutz
Dieser Beitrag gehört zur Kolumne „Computerprobleme“, die regelmässig im Unstrut-Echo erscheint.
Links zum Thema:
Webseite vom Unstrut-Verlag und vom Unstrut-Echo
Definition „Digitale Osoleszens“ bei Dr. DR. Jörn Lengsfeld
Ähnlich: „Software-Obsoleszens“
Untersuchung zur Softwarebasierten Obsoleszenz (PDF)
Obsoleszenz vs Nachhaltigkeit beim Bundesministerium für Bildung und Forschung
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Digitale Obsoleszens bei PC Welt