Das TikTok Brain

Das TikTok Brain (deutsch: „TikTok Gehirn“ oder „TikTok Gedächtnis“) ist ein Phänomen, was in den letzten Jahren um sich greift. Bezeichnet wird damit die negative Auswirkung von TikTok-Videos auf die Konzentration und Aufmerksamkeit. TikTok gehört vor allem bei Kindern und Jugendlichen zu den beliebtesten Apps weltweit. Allein in Deutschland gibt es ca 20 Millionen Nutzer. Aufgrund der Beliebtheit arbeiten andere Apps, wie YouTube, Snapchat und Instagram inzwischen nach einem ähnlichen Schema: Es werden extrem kurze Videos gezeigt, die ein Algorithmus stets auf den Zuschauer anpasst.

So ist es möglich, stundenlang ein 15 Sekunden Video nach dem anderen anzuschauen. Gefällt ein Video nicht, wird es einfach übersprungen. Der Algorithmus merkt sich dabei, was übersprungen wird und was öfter angesehen wird. Dadurch werden immer mehr Videos gezeigt, die gefallen. Die gezeigten Videos gefallen immer mehr und es kommt zur Ausschüttung von Glückshormonen. Das ist wie Süsses fürs Gehirn und macht letztlich süchtig nach diesen kurzen Inhalten. Da die Videos sehr kurz und knackig sind, brauchen sie nicht viel Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeitsstörungen und Konzentrationsschwächen sind die Folgen.

Gerade bei Kindern und Jugendlichen bis 25 Jahren ist das gefährlich. Das Gehirn befindet sich noch in der Entwicklung und wird mit diesen kurzen Videos negativ trainiert. Das bringt langfristig sehr grosse Schäden im Denkzentrum – um nicht zu sagen: es macht dumm. Einige Länder, wie Indien, Australien oder auch Frankreich haben TikTok daher schon ganz oder teilweise verboten. Ganz nebenher bringt TikTok auch noch andere Probleme, wie z.B. mangelnden Datenschutz und auch die Möglichkeit, Lügen zu verbreiten mit sich. Aus diesen Gründen wird auch in Deutschland über ein Verbot nachgedacht. Schlimmer ist aber meiner Meinung nach das TikTok Brain.

Maik Sandmüller, Fachinformatiker und Sachverständiger für Datenschutz

Dieser Beitrag gehört zur Kolumne „Computerprobleme“, die regelmässig im Unstrut-Echo erscheint.

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